Warum ich gerne über meine Ängste spreche
A:„So langsam könnte es ja echt mal wärmer werden.“
B: „Du sagst es. Bei uns hat es gestern sogar noch geschneit“
Das Wetter. Wohl das Nr. 1 Smalltalk Thema hierzulande. Völlig unverfänglich und wirklich jeder kann mitreden. So lässt sich unangenehme Stille vermeiden und gleich eine Gemeinsamkeit identifizieren (Jeder findet schlechtes Wetter schlecht und gutes Wetter gut). In dem Sinne hat Smalltalk schon seine Berechtigung, egal ob über das Wetter oder die Wochenendausflüge.
Aber nach ein paar Sätzen wird es mir dann schnell zu viel. Ich möchte echte Gespräche führen mit Inhalt, Emotionen, Meinungen und Fakten. Statt stundenlangem Smalltalk und „reden um den heißen Brei“ wünsche ich mir, mit meinem Gesprächspartner über die Dinge reden zu können, die uns wirklich beschäftigen.
Wie so oft hat man den Verlauf der Gespräche aber meist selber in der Hand. Es ist meine Erfahrung, dass ich durch mein eigenes Verhalten den Inhalt der Gespräch (oft) tiefer, intensiver und interessanter gestalten kann. Habe ich die Möglichkeit eine Gesprächsrunde zu eröffnen, so gebe ich etwas Persönliches von mir preis. Ich mache mich verletzbar, angreifbar und demonstriere somit dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut bin. Jeder hat Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Wünsche. Und diese zu teilen hilft dabei die „Maske fallen zu lassen“ oder die „Mauer einzureißen“.
Genau so läuft es bei unseren Dinner Events ab. Wenn sich alle eingefunden haben starten wir mit einer Mini-Vorstellungsrunde (ca. 2-5 Min / Person). Ich beginne und erzähle ganz kurz meine „Fakten“ aber vor allem was mich gerade beschäftigt. Das sind dann so „unverfängliche“ Themen wie der Tod meines Vaters, der Kinderwunsch, die Suche nach einem Zuhause oder der Traum von einer Gemeinschaft.
Das sind vielleicht keine Themen die man normalerweise gleich auf den Tisch legt, wenn man Menschen zum ersten mal trifft. Aber diese Events sollen ja auch nicht „normal“ sein. Der Effekt dieser Eröffnung ist erstaunlich. Fast jeder gibt daraufhin in seiner Vorstellung etwas von sich preis. So hat man sofort unglaublich viele Anknüpfungspunkte für intensive Gespräche, Diskussion aber auch für gegenseitigen Rat und Hilfestellungen. Und man merkt, dass man mit seinen „Problemen“ nicht alleine da steht.
In meinen Augen sorgt das für Verbundenheit unter den Teilnehmenden und erzeugt eine ehrliche Energie, die jeder einzelne dann (hoffentlich) mit in den Alltag nehmen kann. Ich zumindest fühle mich nach solchen Gesprächsrunden immer extrem energetisch und motiviert. Dieser Austausch auf Augenhöhe hilft mir die Macken und Ängste aber vor allem auch den Mut und die Menschlichkeit um mich herum zu erfahren - anstatt nur den Abriss eines Lebenslaufs präsentiert zu bekommen. Und ich bin unglaublich dankbar dafür in der Lage zu sein, mir Zeit für solche Treffen und Gespräche nehmen zu können.
Denn gerade in diesem schnelllebigen Zeitalter sind intensive Gespräche, Authentizität und Offenheit in meinen Augen absolute Luxusgüter. Anstatt hunderte Menschen aufgrund ihres Instagram-Profils zu beurteilen möchte ich lieber ein paar wenige besser kennen lernen. Mein Erfahrung ist: Es lohnt sich!
Deswegen wird dieses Thema ein Teil der noch nicht final definierten Mission von MAKE IT COUNT: Den ehrlichen und authentischen Austausch zwischen den Menschen zu fördern.