Zwischen den Jahren
Entscheidungen zwischen Alltag und Ausnahmezustand
An English version of this article is available here.
Diese Zeit am Jahresende ist schon immer wieder faszinierend. Das alte Jahr fühlt sich schon so abgeschlossen an, das neue Jahr hat aber noch nicht begonnen.
Ich mag diese Phase irgendwie. Kommt sie mir als notorischem Planer und Kontrollfreak doch total entgegen. Vor allem, wenn gerade Zeit und Raum da ist (Familie ist bei den Schwiegereltern), um mich mal wieder richtig rein zu „nerden“ – in Rückblick, (digitales) Aufräumen und die Planung des nächsten Jahres.
Wahrscheinlich fühlt es sich auch deshalb gut an, weil man sich der Illusion hingeben kann, mit nur ein paar Richtungsentscheidungen alles besser machen zu können. Der Alltag ist weit weg, die Herausforderungen aus dem abgeschlossenen Jahr sind verstanden und liegen hinter einem. Jetzt schreibe ich einfach meine guten Vorsätze und Wünsche auf (u. a. wieder regelmäßig zu schreiben), und schon steht einem herausragenden neuen Jahr nichts mehr im Weg.
Ich weiß natürlich, dass das zu kurz gedacht ist. Aber dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Entscheidungen und Pläne aus dieser Zeit einen erheblichen Einfluss darauf haben werden, was im nächsten Jahr passieren wird.
Vor ziemlich genau einem Jahr stand die Entscheidung an, ob wir uns dem Traveling Village anschließen. Das Ja dazu prägt seitdem stark unser Leben. Von den Arbeitsgruppen, den Kennenlern-Calls bis hin zur Teilnahme an dieser außergewöhnlichen Reise mit 15 Familien in Campervans durch Südeuropa. Und das war nur der erste Teil. Im Januar geht es weiter: 4,5 Monate in Asien mit 20 Familien.
Und schon beim ersten „reisenden Dorf“ war für uns alles dabei: soziale Überforderung, großartige Menschen, Wachstum für alle Familienmitglieder, gute Gespräche am Lagerfeuer, viele Runden Spikeball und Tränen zum Abschied. Sechs Wochen superintensive Gemeinschaft „on the road“. Auch hier zeigte sich wieder, dass mich die Frage nach dem idealen „Leben in Gemeinschaft“ weiterhin beschäftigt – egal ob unterwegs oder zu Hause.
Die größte Herausforderung im vergangenen Jahr war wohl die fehlende Struktur als Vollzeit-Familie ohne Alltag. Wir waren nicht gut darin, zeitliche Rahmen zu setzen und so Raum zu schaffen für uns als erwachsene Individuen abseits des Familienlebens. Das wollen wir im kommenden Jahr definitiv besser machen: mehr Klarheit und damit wieder mehr Zeit, damit wir (Eltern) uns unseren eigenen Projekten und Interessen widmen können.
Es war ein aufregendes und intensives Jahr. Viele Highlights, aber auch einige Herausforderungen. Und mein Ziel mit diesem Rückblick am Jahresende ist es, die richtigen Schlüsse zu ziehen und das neue Jahr mit einem soliden Fundament zu starten.
PS: Ich hab dieses Jahr zum ersten mal einen Jahresrückblick mit ChatGPT ausprobiert. Hier gibt’s die Vorlage.
PS2: Einen detaillierteren Bericht zum Traveling Village hat unser Freund Vimal geschrieben.



Bewundernswert, wie du das Jahr wirklich abschließen kannst und den Blick auf das neue richten. Mir fällt bis zum letzten Tag was ein, als ob mein Hirn unterbewusst den Abschluss vermeiden will.